„Die rote Kappe rückwärts, die kenn ich
doch, das weiße Unterhemd, die Zahnlücke, ja, WHITE PULSE sind
Wiederholungstäter. Als Jazzcoreraptoren der heftigsten Sorte mit Drums
(Florian Kolb), Painkillersax (Pablo Lienhard) und Massacregitarre (Philipp Saner).
Schnell und schneller, laut und lauter, tief und tiefer, Knatter-Fetz-Ratzfatz,
der die Trommelfelle wimmern, Pferde kotzen lässt. Maximales Öhrenböhren, mit
brachialer Rifferei, pollernder Doublebassdrum, Saxloop, schriller Kakophonie.
Gerissene Saiten greifen dem Hirnriss vor, Noiseeffekte schmieren blutige
Schlieren, Gerumpel und ostinat hupendes Sax schlagen auf der Brooklynskala bis
zur 8 aus. Nach zehn Minuten ist scheinbar alles gesagt. Also Licht an, nein,
Licht aus, für eine Zigarettenpause im Qualmverbot, zu einem ohne Tempolimit
rasenden Motorrad als heulender Schikane auf Videoleinwand. Bis ein Countdown
runterzählt ins dritte Viertel - eine herrliche Veräppelung von Udo Jürgens im
Rammstein-Heino-Stil, mit Keyboardschmus: Wer nie verliert, hat den Sieg nicht
verdient. Dann, vierte Stufe dieses Schleudergangs nach therapeutischem
Konzept, stehen die drei, erst als VEffekt auf der Leinwand, dann in corpore
insano, wieder auf, um ihren Traum zu rock'n'rollen. Als ultrakakophonen
Rotz-Kotz-Spaß bis zum Abwinken, als Laut-Leise, Hardcore-Ohrwurm-Wechselbad,
das die Verblendung und den ganzen turboliberalistischen Hirnschiss rauszwingt,
mit Drumsolo und Humpabeat. Die Schädel knallen an die Schallmauer, schmeißfliegenstur,
mit spotzendem Zweiklang und weiter vollstoff. Circulus vitiosus, als
schrappeliger Exzess und knatternde Verausgabung. Derbe Lektion, Alter. Aber an
uns alte Säcke ist dieser Madness-Marathon eigentlich verschwendet, wir setzen
doch fast schon den Blinker bei 'Nächste Ausfahrt: »Haus Abendfriede«'. Die
Zürcher haben in ihrer Fast'n'Furiousness und ihrem Satanicpornocultshop-Spirit
doch das Zeug, eine ganze Jugendbewegung zu kicken. Als Mitnehmsel verkaufen
sie Tütchen mit CD-Splittern. Broken Music rules!“
Karl-Heinz Heidenreich after our concert at Immerhin Würzburg on October 20th 2019.
Karl-Heinz Heidenreich after our concert at Immerhin Würzburg on October 20th 2019.